So wie wir waren – Teil X

(Minghui.org)

Teil I, Teil II, Teil III, Teil IV, Teil V, Teil VI, Teil VII, Teil VIII, Teil IX

Li Li stammte aus der Provinz Heilongjiang. Sie hatte ein schweres Leben: 1992 verlor sie ihre Mutter durch eine unbekannte Krankheit und 1994 ihren Bruder durch einen Gehirntumor. Sie heiratete 1981 und war die meiste Zeit in ihrer Ehe häuslicher Gewalt ausgesetzt. Ihr Mann hatte außereheliche Affären, ließ sich schließlich 1996 von ihr scheiden und heiratete bald darauf die Witwe ihres verstorbenen Bruders.

Trotz der Entbehrungen und des gebrochenen Herzens hielt Li an den Grundsätzen von Falun Dafa fest – an Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht. Sogar ihr ehemaliger Ehemann beschützte sie, als die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) 1999 mit der Verfolgung von Falun Dafa begann. Ein Fernsehreporter, ein Freund von ihm, wollte ihn interviewen und ihn dazu bringen, Falun Dafa für das Zerbrechen seiner Ehe mit Li verantwortlich zu machen. Er lehnte diese Bitte seines Freundes entschieden ab. Als Li wegen ihres Glaubens inhaftiert war, bewahrte er ihre Falun-Dafa-Bücher an einem sicheren Ort auf. Nach ihrer Freilassung war sie gezwungen, von zu Hause wegzuziehen, um weitere Verhaftungen zu vermeiden. Daraufhin kümmerte er sich gut um den gemeinsamen Sohn.

Li starb später an den Folgen der Verfolgung durch die Kommunistische Partei Chinas. Diese zehnteilige Serie ist ihr persönlicher Bericht über ihre Geschichte.

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Obwohl ich Elend und Unglück erlebte, blieb ich fröhlich und war freundlich zu denen, die mich schlecht behandelten.

X. Teil: Unerwartete Schwierigkeiten nach der Scheidung

So kam es, dass die Scheidung am 6. April rechtsgültig wurde; am 9. April erhielten wir die Genehmigung für unsere Versetzung. Unsere Scheidung löste einen plötzlichen Sturm in der Hochschule aus: alle sprachen darüber – es wurde zu einem hochaktuellen Thema.

Zu dieser Zeit konzentrierte sich die öffentliche Meinung auf mich. Der Dekan der Hochschule (der später in Ruhestand ging) befand sich zu dieser Zeit in einem heftigen Konflikt mit Lu. Seiner Ansicht wäre es besser gewesen, Lu an einen anderen Ort zu versetzen. Aber das war nicht so einfach. Nach der Scheidung kündigte Lu seine Stelle, was den Dekan in Wut versetzte, die er dann an mir ausließ. Er forderte mich auf, mir eine neue Stelle zu suchen, und betonte, dass die Hochschule mich nicht behalten würde. Lu bot mir an, mich bei der Stellensuche zu unterstützen.

Ich nahm das Telefonbuch, das der Dekan mir zugeworfen hatte, und begann, nach Stellen zu suchen, fand jedoch keine, auf die ich mich hätte bewerben können. Nicht einmal Hochschulabsolventen konnten eine Stelle finden, geschweige denn eine geschiedene Mutter, die nicht einmal eine Wohnung besaß. Es gestaltete sich auch äußerst schwierig, eine Mietwohnung zu finden.

Vielleicht galt es, in dieser Angelegenheit etwas zu erleuchten; warum stieß ich überall an meine Grenzen? Ich schaute nach innen und kam zu dem Schluss, dass ich die Situation zu rückwärtsgewandt handhabte. Lu hatte die Scheidung eingereicht, die nun rechtsgültig war. Ich war also eine unabhängige Person, die ihre eigenen Entscheidungen treffen sollte. Warum ließ ich es also zu, dass er noch immer über mich verfügte? Eigentlich strebte ich überhaupt nicht nach einer Versetzung.

Das Schicksal selbst in die Hand nehmen

Ich schrieb einen Brief an den Parteivorstand der Hochschule und legte meine Gründe dar, warum ich sie nicht verlassen wollte. Erstens: Vor der Scheidung hatten die beruflichen Veränderungen meines Mannes direkt bestimmt, wohin ich gehen würde. Ihm nachzufolgen war vernünftig und legitim. Die Scheidung veränderte jedoch die Situation. Da ich nicht mehr mit Lu verheiratet war, erübrigte sich die Frage, zusammen mit ihm versetzt zu werden. Zweitens: Der Vorschlag für eine Versetzung kam von Lu, nicht von mir; außerdem hatte sich die Situation erneut geändert. Ich teilte dem Parteikomitee der Hochschule aufrichtig meine Meinung mit: Ich wollte nicht versetzt werden, sondern weiterhin an der Hochschule arbeiten und mein Bestes geben. Ich suchte den Dekan sogar persönlich auf, um ihn über meine Entscheidung zu informieren.

Der Dekan war noch immer wütend. Nachdem er jedoch Rücksprache mit meinen Kollegen gehalten hatte, wurde ihm klar, dass ich eine ausgezeichnete Fachkraft und eine Bereicherung des Lehrkörpers war. Nach einer Diskussion mit dem Ausschuss stimmte dieser zu, mich zu behalten. Der Leiter des Kollegiums teilte mir mit, dass mein Gehalt, das während der Übergangszeit abgezogen worden war, nicht zurückerstattet werden würde. Ich hatte keine Einwände. Bezüglich der Wohnung sagte ich Lu ganz klar, dass ich nicht ausziehen würde. Er sei jedoch frei, mitzunehmen, was immer er brauche, da er nun gezwungen war, sich eine Bleibe zu suchen.

Umgang mit Klatsch und Kritik

Es wurden alle Arten von Kommentaren über uns abgegeben. Manche behaupteten, ich hätte die Scheidung nur vorgetäuscht, um eine Wohnung zu bekommen; oder sie sei auf das Praktizieren von Falun Dafa zurückzuführen. Da Lu mir die Schuld für die Scheidung zuwies, hatten viele Kollegen Mitleid mit ihm. Ich nahm mir die Kritik nicht zu Herzen und dachte, dass die anderen mich allmählich besser kennenlernen würden. Auf diese Weise überwand ich den Pass der Scheidung.

Für mich stellte die Scheidung kein großes Problem dar. Aber mein Vater und meine Schwestern konnten nur schwer damit umgehen. Mein Vater war verletzt und wütend und drückte deutlich aus, dass er es nicht akzeptierte. Meine Schwestern begannen einen verbalen Telefonkrieg mit Lu und machten ihrem Ärger auch mir gegenüber Luft. Als mein Vater anrief war er untröstlich: „Du bist ein so wunderbarer Mensch, warum musst du so etwas durchmachen? Aber mach dir keine Sorgen, es ist nicht deine Schuld, Xiao Li. Du hast uns nicht im Stich gelassen.“

Auch Lu litt zu diesem Zeitpunkt unter dem Druck der öffentlichen Meinung und gab mir die Schuld: „Deine Familie behandelt mich so schlecht, und du sagst nichts dazu? Das ist nur deshalb so, weil du nie etwas Positives über mich sagst; nur deshalb verhalten sie sich so.“ In der Tat hatte ich meiner Familie gar nicht erzählt, was zwischen uns vorgefallen war; egal ob es gut oder schlecht war. Lu konnte mit dem Stress jedoch nicht umgehen und verlangte von mir, in diesem Konflikt zu vermitteln. Ich bewahrte jedoch entschieden eine neutrale Haltung, gab keine Äußerungen dazu und behandelte alle gleich. Ich stellte sicher, dass vor allem meine Familienangehörigen sehen konnten, dass alles in Ordnung war und mich die Scheidung in keiner Weise verletzt hatte. Im Gegenteil, es ging mir sogar besser.

Die Forderung nach der offiziellen Zustimmung zu Lus Heirat

Die Feindschaft zwischen Lu und meinen Schwestern hielt über längere Zeit an. Lu und auch meine Schwägerin forderten meine Zustimmung zu ihrer Ehe ein. Ich erklärte ihnen jedoch: „Die Scheidung hat mich direkt betroffen, dafür brauchtet ihr meine Zustimmung; eure Hochzeit ist eure eigene Angelegenheit; nicht einmal die Eltern können sie arrangieren. Wie könnte ich also irgendeine Kontrolle über diese Sache ausüben?“

Lu erwarb ein Haus in meiner Nähe. Nach ihrer Hochzeit kamen die beiden oft zu Besuch. Dann bereitete ich jedes Mal Knödel für sie zu. Ich hatte keinen Anlass zu klagen. Als mich eine Mitpraktizierende aus Changchun besuchte, äußerte sie: „Oh, Li Li, du hast es schwer. Deine Kultivierung ist so hart.“ Ich empfand es jedoch nicht so.

Das Nachdenken über die Beziehungen bringt Gelassenheit (mit sich)

Ich glaube, dass zwischen Lu und mir eine karmische Beziehung besteht. In diesem Leben fühlte ich mich verbittert, da er mir so viele Schwierigkeiten bereitet hatte. Rückblickend auf meine Geschichte denke ich: Wer weiß, wie ich ihn in meinen früheren Leben behandelt habe? Ich habe womöglich noch schrecklichere Dinge getan. Der Meister hat bereits so viel Karma beseitigt und so großes Leid für mich ertragen; ich habe nur diese kleine Schwierigkeit ertragen, und das war nichts. Ich mache Lu keine Vorwürfe; wir können zwar nicht Ehemann und Ehefrau sein, aber trotzdem Freunde bleiben.

Als ich meinen Eigensinn losließ, war ich in der Lage, Beziehungen zu führen, die andere für unmöglich hielten; die Normalität kehrte wieder ein. Mein Vater und meine Schwestern hegten keinen Groll mehr gegen Lu und seine Frau. Da die Tante meiner Schwägerin meine Stiefmutter und die jetzige Tochter von Lu meine Nichte ist, gehören wir immer noch zu diesem Verwandtenkreis.

Nachdem sich unsere Beziehung verbessert hatte, teilte Lu seine tiefsten Gedanken mit mir: „Ab jetzt kannst du dich auf deine Dafa-Arbeit konzentrieren. Ich kann dich nicht mehr kontrollieren. In der Zukunft wird jemand auf einer höheren Ebene sich um dich kümmern.“

Einstellung gegenüber Falun Dafa

Als ich einmal mit seiner Familie zum Abendessen ausging, sagte Lu zu mir: „Weißt du, dass alle Menschen, mit denen wir verkehren, deinetwegen hier sind? Früher waren wir Mann und Frau; heute pflegen wir eine andere Art von Beziehung; das alles wurde für dich arrangiert.“

Er wandte sich an seine Tochter: „Wem bist du dankbar?“ „Meiner Tante“, erwiderte das Mädchen. „Genau, ohne deine Tante hättest du nichts von dem, was du jetzt hast“, erklärte Lu.

Vieles von dem, was Lu sagte, überraschte mich; über so viele Jahre hinweg hatte er mir als Familienmitglied tatsächlich bei meiner Kultivierung geholfen, obwohl ihm das nicht wirklich bewusst war. Die ganze neue Familie von Lu war gut zu mir; Lus Frau (meine ehemalige Schwägerin) respektierte mich. Sie weiß, dass ich mein Herz kultiviere und einen rechtschaffenen Weg gehe.

Lus Haltung gegenüber Falun Dafa war positiv. Mit Beginn der Verfolgung am 20. Juli 1999 wollte ihn ein befreundeter Journalist, der für das Pekinger Fernsehen arbeitete, interviewen. Er schlug vor, ein Gerücht über unsere Scheidung zu verbreiten und Falun Dafa die Schuld zu geben, aber Lu lehnte ab.

Er bewahrte die Dafa-Bücher für mich auf, als ich in der Haftanstalt eingesperrt war, und drückte sie mir nach meiner Entlassung freudig in die Hände. Ich lobte ihn für seine gute Tat. Nachdem ich das Haus verlassen hatte, kümmerte sich das Ehepaar um meinen Sohn und hielt einem enormen Druck stand, um mich zu schützen. Ich denke, nichts in der Vergangenheit zählt. Nur ein einziger positiver Gedanke über Dafa bestimmt ihre Zukunft; und ich wünsche ihnen von Herzen eine gute Zukunft!

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Hiermit ist die erste Hälfte dieser Serie abgeschlossen. Die zweite Hälfte wird möglicherweise erst nach dem Ende der Verfolgung von Falun Dafa veröffentlicht.